So, noch drei Tage und dann ist wieder ein Schuljahr geschafft und vorbei. Mir wird natürlich ganz besonders wieder der Abiturjahrgang im Gedächtnis bleiben, da ich diesmal Schüler*innen sowohl in Mathe als auch in Physik auf diesem Weg hin zu ihren Abschlussprüfungen begleiten durfte. Es ist immer wieder spannend, wie sich die Persönlichkeiten in diesen knapp zwei Jahren entwickeln und ausschärfen. Und erfreulicher Weise haben auch alle ihr Abi geschafft! Ich bin jetzt schon sehr gespannt, wann, wie und wo man von einigen wieder hört, liest oder wo man sie wieder trifft. Als Kontrast zu den Großen konnte ich auch die Kleinen ein zweites Jahr am Wilhelmsgymnasium begleiten. Auch das war eine schöne Erfahrung und ich bin dankbar dafür, dass es mir die Schüler*innen und auch die Eltern meistens so einfach gemacht haben. Ich habe versucht, immer ein offenes Ohr für alles zu haben und wurde dafür mit wunderbarer Zusammenarbeit und Unterstützung belohnt, sodass der Klasse hoffentlich weitere positive Schuljahre bevorstehen. Und dennoch erlebt man dabei immer wieder herausfordernde Momente, an denen man überlegen muss, wie man Dinge wieder in bessere Bahnen lenken kann, wie man unterstützen kann und wo man klare Grenzen ziehen muss – doch auch das ist Teil des Jobs und gehört dazu. Und als dritte Besonderheit nehme ich aus diesem Schuljahr den Physikunterricht in der 11. Klasse mit – alles zum ersten Mal und als Orientierung nur Lehrplan und Buch. Dazu noch drei Phasen des eigenverantwortlichen Arbeitens und zwei sehr unterschiedlich Klassenstrukturen. Es war immer mal wieder eine Herausforderung (vermutlich für alle Seiten) und ich nehme einiges an Erfahrungen mit was funktioniert und was nicht funktioniert hat.
Im Bereich der Digitalisierung gab es wenig bahnbrechendes zu berichten. Das WLAN läuft inzwischen relativ stabil, der Proxy nervt regelmäßig, ich warte seit 6 (!) Monaten darauf, dass endlich das neue MacBook, was mit defektem Akku geliefert wurde, wieder bei mit aufschlägt. Dazu regen die diversen Schulbuch-Apps tierisch auf und verursachen jede Menge Supportbedarf. Die neuen VR-Brillen sind ein echtes Abenteuer, bieten aber für die alten Sprachen echt tolle Möglichkeiten – mal sehen, was da in den nächsten Jahren so kommt.
Was aber irgendwie viel verrückter ist und sich noch immer etwas unwirklich anfühlt: Meine Zeit am Wilhelmsgymnasium in München geht mit diesem Schuljahr auch zu Ende. Dabei gibt es eigentlich mit Blick auf die Schule keinen einzigen Grund die Schule zu verlassen: Ich arbeite sehr gerne und produktiv mit meinen Kolleginnen und Kollegen zusammen, man zieht meist an einem Strang und unterstützt sich, wo es geht. Der Umgang ist entspannt, die Elternarbeit läuft in der Regel unkompliziert und die Ausstattung auch in Physik lässt praktisch keine Wünsche offen. Aber am Ende ist mir das Wohnen als Familie mit zwei Kindern auf dem freien Markt in München einfach zu teuer (über die Kinderbetreuungssituation und Kosten könnte ich jetzt auch noch was schreiben, aber das würde zu weit führen). Daher geht es nun auf in ein neues Abenteuer und nachdem das im letzten Jahr nur so halb gut lief mit der Versetzung bin ich das diesmal zielgerichteter angegangen: Es gab nur eine einzige mögliche Zielschule und dort komme ich erfreulicherweise auch unter. Ab dem neuen Schuljahr bin ich schulisch am Gymnasium Berchtesgaden zu Hause und tausche meine 56qm Zweizimmerwohnung in München gegen ein (teils renovierungsbedürftiges) Haus mit Garten in Österreich. Verrückt, wie schnell das jetzt auf einmal alles geht bzw. auch gehen muss – vor zweieinhalb Wochen wartete ich noch auf die Entscheidung des Ministeriums und jetzt sind quasi schon Ferien und in 6 Wochen geht’s an einem komplett neuen Ort los. All das lässt sich irgendwie gerade noch gar nicht in Worte fassen, aber ich gehe schweren Herzens und doch voller Vorfreude…
Aber jetzt kommen zunächst noch drei Tage am WG, an denen ich mein Schreibtisch in der Schule komplett aufräumen muss, an denen viele technische und pädagogische Übergaben erfolgen und an denen sicher viele Abschiedsworte fallen werden (eigentlich gar nicht so mein Ding) – gehen wir sie an und dann ab in die verdienten Ferien.
Okay, Kommunikationsdrama ist vielleicht zu hoch gegriffen, denn dafür müsste erstmal eine Kommunikation stattfinden. Aber das ist irgendwie schwierig. So liegt mein Prio 1 Ticket, was massivste Probleme mit allen AppleTVs an der Schule beschreibt, deren Auswirkung eine nicht-Nutzbarkeit der AirPlay-Funktion zur Folge hat, seit sechs Wochen einfach ohne ein Feedback irgendwo rum. Und ich darf währenddessen den Kollegen, die in den iPad-Klassen unterrichten, sagen, dass sie sich für die iPads Lightning auf HDMI Adapter kaufen müssen, wenn sie mit ihren Geräten arbeiten wollen. Und einen Schüler von seinem iPad mal schnell was präsentieren lassen? Fällt leider auch erstmal flach. Und auf die Frage, wann sich da was tut, kann ich auch nur mit den Schultern zucken.
Dass das Problem beim WLAN MSCHOOLWIRELESS liegt, habe ich schnell herausgefunden. Die Geräte verbinden sich zwar damit, kommen aber damit nicht ins Netz. Folge: Spätestens nach 2 Minuten bricht AirPlay zusammen und geht erst nach einem Neustart des Gerätes wieder. Jetzt könnte man meinen: schmeiß doch einfach dieses WLAN-Profil aus der Konfiguration raus. Würde ich ja gerne, aber dazu habe ich natürlich keine Rechte und die Stadt spielt das Profil auf alle zentral verwalteten Geräte. Das macht übrigens auch das Ausmaß des Problems klar: Es betrifft alle Schulen, die schon MSCHOOLWIRELESS haben und AppleTVs nutzen.
Nach diverser Kommunikation mit Kollegen an anderen Schulen bin ich dann auf ein Mebis-Forum der iPad-Verwalter in München gestoßen (sowas könnte man ja auch direkt an jeden Kommunizieren, der einen Jamf-Zugang bekommt). Hier hatten dann Kollegen schon mehr herausgefunden: Die Probleme treten auf, weil die MAC-Adressen der AppleTVs vom System der Stadt nicht richtig eingetragen oder verarbeitet werden. Das ist schon länger so und eine „Taskforce“ arbeitet an der Lösung. Ehrlich jetzt? So kompliziert kann das doch nun wirklich nicht sein. Vor allem, weil einige Kollegen auch einen Workaround beschrieben: Einfach die ganzen AppleTVs manuell als „Externe Geräte“ ins System eintragen (das können wir nämlich selbst, ganz ohne LHM-S oder IT@M oder sonst irgendwen). Und siehe da, schon sind unsere ganzen AppleTVs wieder online. Wie stabil AirPlay jetzt funktioniert, muss der Praxistest zeigen.
Ehrlich: Welchen Sinn hat ein HelpDesk, wenn er mir solche Infos selbst auf Nachfrage nicht zeitnah liefert, sondern mich (und viele andere an anderen Schulen) wochenlang mit den Problemen alleine lässt, sodass wir alle viele Stunden mit der Suche nach Lösungen, Alternativen und Workarounds verbringen und uns den Frust von zurecht genervten Kollegen, die jetzt keinen Bock mehr auf digitale Elemente im Unterricht haben, anhören müssen? Eigentlich würde ich sogar erwarten, dass die LHM-S bei sowas aktiv die Schulen informiert, da es ja ein systematisches, reproduzierbares Problem ist, was den Verantwortlichen ja auch bekannt zu sein scheint.
Während sich Stadtrat und Verantwortliche bei Veranstaltungen wie Gönn dir Medienbildung feiern lassen und von IT-Bedarf, Ausstattung und Funktionen in der Zukunft träumen, hat man in der harten Realität des Alltags oft das Gefühl, dass die Entscheider gar keinen Idee haben, was aktuell alles nicht funktioniert, wie schlecht das Projektmanagement ist (falls sowas überhaupt existiert) und wie unterirdisch die Kommunikation mit den Schulen ist. Vertiefen wir das ganze Kommunikations-Defizit noch etwas: Die aktuelle Anleitung, wie man Fremdgeräte ins das neue WLAN einbindet, die sich auf der m-bildung.de-Seite hinter einem Login versteckt (von der 90% der Kollegen eher nichts wissen, die man inzwischen aber immerhin aus dem WLAN m-bildung_internet erreichen kann, was zwischendurch lange nicht möglich war), erzählt mir 10 Seiten lang, wie ich die MAC-Adresse bei verschiedensten Systemen herausfinde und wie ich die dann als Externes Gerät eintrage (Mit AWBs als Zielgruppe reicht dafür ein Satz), während dann, wenn es um die konkreten Einstellungen geht der Satz „Für die Verbindung mit „MSCHOOLWIRELESS“ wird auf das Dokument „M@School – WLAN für Fremdgeräte“ (RBS-ZIB-KM vom 18.10.17) oder „M@School, Einbindung von Fremdgeräten unter Windows 10“ (LHM-Services vom 23.09.2019) verwiesen“ folgt. Das sind natürlich auch keine Links zu den Dokumenten, sondern es ist einfach nur plain Text. Ey, wollt ihr mich verarschen?
Ach ja, und dann ist das noch das jetzt extra gegründete „Kommunikationsteam“ von RIT, RBS, LHM-S und it@M. An sich ja eine gute Idee, aber leider hat es das bisher lediglich auf drei E-Mails gebracht – zwei direkt vor den Sommerferien (wobei eine die Auswertung der letzten Nutzerumfrage war) und eine in den Herbstferien.
Letzter Punkt im Kommunikationsdrama: Die zentrale iPad-Konfiguration via Jamf – Es ist hier überhaupt nichts dokumentiert, sodass jeder das Rad ständig neu erfinden muss. Welchen Apps mit den verschiedenen möglichen Standorteinstellungen verknüpft sind, ist nirgends nachzulesen – wenn ich also erstmal herausgefunden habe, dass die Standorteinstellung für die Installation von zig Apps verantwortlich ist, kann ich einem Testgerät eine Standorteinstellung nach der nächsten verpassen und dann warten, welche Apps er so auf dem Gerät installiert, damit ich da nen Überblick habe. Warum z.B. alle AppleTVs Teil der Gruppe „! iPad 32 GB“ sind und daher versuchen eine App zu installieren, die es gar nicht für AppleTVs gibt, kann man so natürlich auch nicht verstehen – wahrscheinlich will man das aber auch gar nicht. Und wann aus GoodNotes 5 dann GoodNotes 6 wird, bekommt man sicher auch nicht aktiv kommuniziert.
Damit ich nicht nur gemeckert habe, hier ganz konkret meine Verbesserungsvorschläge an die LHM-S oder wer auch immer da zuständig ist:
- Kommuniziert, wie der Standard-Schularbeitsplatz (unterteilt nach Schulform, falls sich das unterscheidet) aussehen und funktionieren soll – dann ist klar, welche Funktionalitäten wir womit erwarten können und was nicht.
- Baut euch ein Testsystem auf und testet Dinge gründlich – das die AppleTVs und MSCHOOLWIRELESS nicht direkt funktionieren muss doch vorher auffallen. Genau so muss vor einem Komplettaustausch der Laptops auffallen, dass sich die neuen Laptops nicht wie gewünscht mit MSCHOOLWIRELESS verbinden, sondern nur via LAN online sind.
- Kommuniziert systembedingte Probleme wie die der MAC-Adressen Eintragung für MSCHOOLWIRELESS offen an alle. Das spart allen unendlich viel Arbeit und reduziert den Frust.
- Dokumentiert Dinge übersichtlich, adressatengerecht und leicht per Suche auffindbar.
- Zeigt, was „Work in Progress“ ist und an welcher Stelle er gerade steht: Wie sieht es auch mit verwalteten Apple-IDs? Was ist die Zukunft von Teams?
- Antwortet sehr zeitnah auf IT-Tickets – zumindest mit einem ersten Feedback. Wenn ihr das nicht schafft, schafft das Ticketsystem (was eh Grütze ist) bzw. die Möglichkeit für Lehrkräfte Tickets aufzumachen ab. Dann muss es eben via Telefon gehen, da bekommt man dann vielleicht auch echt Kontakt zu dem richtigen Ansprechpartner und kommuniziert nicht über x-Ecken von Schule zu LHM-S zu IT@M und wieder zurück.
- Gebt weniger Geld für Technik aus, sondern mehr Geld für Personal – mit (ungenutzter) Hardware kann man sich teilweise totwerfen, bis man hingegen einen kompetenten Techniker mit Rechten sieht, ist ein Monat locker vergangen.
Inzwischen sind die ersten fünf Wochen Schule im Schuljahr 23/24 rum und in diesen Wochen hat sich langsam herauskristallisiert, wo meine eigenen Schwerpunkte im neuen Schuljahr liegen werden. Ein Schwerpunkt dabei wird leider wieder die Plage mit den Apple-Geräten, Jamf, dem AirPlay und dem WLAN sein. Grundsätzlich mache ich das ja gerne, aber wenn man nur begrenzt Einflussmöglichkeiten hat, keiner der Verantwortlichen mit einem redet und nichts funktioniert, dann ist man schon genervt – und der Rest des Kollegiums ebenfalls, dem man auch nicht wirklich helfen kann außer ihm zu raten, sich selbst einen Apple-Adapter auf HDMI zu kaufen. Aber das soll jetzt kein Rant werden, denn es gibt auch positive Dinge. Die ziehen zwar auch einiges an Arbeit nach sich, aber die macht in der Regel dann doch Spaß. So werde ich dieses Jahr einen Mathe- und einen Physikkurs in Richtung Abitur begleiten. Das ist ja immer irgendwie eine besondere Sache – nicht nur für die Schüler:innen, sondern auch für einen als Lehrkraft. Man versucht die Schüler:innen möglichst gut und passend vorzubereiten, hat doch auch nur begrenzt Einfluss und muss am Ende das Korrigieren, was im Abi zu Papier gebracht wurde. Einfach aufregend und spannend.
Dann begleite ich natürlich meine eigene Klasse mit allen Schüler:innen, die ich letztes Jahr am WG willkommen geheißen habe, weiter in ihrem Schulleben. Auch spannend, insbesondere da dieses Jahr die Bruchrechnung ansteht. Weiter habe ich relativ viel Physik, insbesondere auch in den Jahrgangsstufen 10 und 11, die ich beide vorher im neuen Lehrplan noch nicht unterrichtet habe. Das bedeutet zum einen relativ viel und intensive Vorbereitung zum anderen aber auch, dass ich eine ganze Reihe an Experimenten machen darf, die ich länger nicht mehr gemacht habe. Das macht immer besonders viel Spaß. Ich bräuchte nur genug Zeit, um die ganzen Experimente dann auch zu filmen und zu vertonen 😉
Und dann habe ich noch in der sogenannten „Individuellen Lernzeitverkürzung“ einen Kurs in Mathe und tatsächlich auch in Physik. Ja, in den zwei ILV-Schienen, die es bei uns an einem humanistischen Gymnasium in der 10 gibt, haben so viele sich Physik als Fach gewünscht, dass es das bei uns gibt. Auch eine ziemlich arbeitsintensive Baustelle, aber irgendwie macht aus das Spaß, da man dann mit einer kleineren Gruppe sehr intensiv arbeiten kann.
Alles andere lasse ich dann mal auf mich zukommen – ich bin gespannt, wie gut oder schlecht ich die Arbeitszeiten dieses Jahr ausbalancieren kann und was sich sonst noch so entwickelt im Laufe des Schuljahres. Einen spontanen Einsatz als Vertretungsplaner hatte ich dabei auch schon und das ist selbst an einer kleinen Schule echt keine ganz einfache Aufgabe, sondern fühlt sich eher an wie ein Puzzle mit tendenziell zu wenig Teilen. Aber Spaß hat auch das irgendwie gemacht.
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