So, wie schon angekündigt, hier ein paar Zeilen dazu, wie meine ersten Versuche wirklich digital zu arbeiten nicht ganz so erfolgreich verlaufen sind, welche Erfahrungen ich daraus mitgenommen habe und wie sich das ganze bisher entwickelt hat.
Meine Idee war einen Mebis-Kurs für meinen Mathe-Oberstufenkurs zu machen, um zum einen hierüber Tafelbilder, weiterführende Infos, Links usw. bereitstellen zu können. Zum anderen wollte ich darüber aber auch Hausaufgaben „einsammeln“, Feedback dazu geben (und selbst quasi auch welches zur Wirkung des Unterrichtes erhalten) und eine zentrale Austauschplattform zu bieten.
Allerdings musste ich schnell feststellen, dass die Vorerfahrungen im Arbeiten mit Mebis nahezu vollständig fehlten.
Entsprechend waren natürlich die persönlichen Passwörter vergessen oder die Login-Daten grundsätzlich unbekannt. So hat es zunächst lediglich eine einzige Schülerin geschafft, sich in den angelegten Kurs per Einschreibeschlüssel einzutragen. Das Arbeiten mit der Lernplattform ist also vielen auch in Jahrgangsstufe 11 noch völlig unbekannt und wird auch im Kollegium nicht wirklich verbreitet geschult bzw. eingesetzt. Das soll kein Vorwurf oder so sein, dass ist lediglich eine Feststellung und sicher zu einem Teil auch den technischen Rahmenbedingungen geschuldet.
Erste Herausforderung also neue Logins beschaffen. Die Schüler können dies nicht selbst, da sie natürlich keine Mailadresse bei Mebis hinterlegt haben – insbesondere, wenn sie noch nie damit gearbeitet haben. Auch ich selbst kann das nur einzeln (etwas versteckt) Schüler für Schüler machen, was doch aufwendig und nervig ist. Also entsprechend mit dem Mebis-Betreuer gesprochen, der mir dann dankenswerter Weise (sehr schnell) eine Liste mit neuen Initialpassörtern zukommen ließ. Aber so war quasi eine ganze Woche um, bevor tatsächlich fast alle erfolgreich Zugang zu Mebis hatten. Weitere Herausforderung dabei: Da es an meiner Schule kein WLAN gibt, man mit privaten Laptops nichts ins kabelgebundene Netz kommt, und das LAN-Kabel zum Standrechner in meinem Matheraum offensichtlich defekt war, konnte ich den Login und das Arbeiten mit Mebis auch nur teilweise unter Einsatz von privatem Datenvolumen zeigen. Ich kann irgendwie gut nachvollziehen, dass so das Arbeiten mit Mebis nicht sonderlich attraktiv erscheint. Hier wünsche ich mir einfach einen zentralen Prozess, der die Logins (nach fester Nomenklatur) und die Initialpassworte den Schülern mitteilt und direkt das Hinterlegen einer eigenen Mailadresse verlangt. Falls es den Prozess schon gibt, dann funktioniert er so, wie er ist, offensichtlich nicht. Dann kann man aber sicher, wenn eine kritische Zahl an Lehrkräften im Kollegium Mebis nutzt, diese Startphase deutlich beschleunigen und erleichtern, sodass man direkt mit dem inhaltlichen Arbeiten loslegen kann.
Für mich selbst heißt das in jedem Fall, auch wenn die technischen Herausforderungen inzwischen weitestgehend gelöst sind und alle Zugang zum Kurs haben, dass ich mir noch mehr Mühe geben muss die Plattform zu etablieren und auch den Lernenden den Nutzen davon immer wieder deutlich machen muss. Ich persönlich empfinde z.B. das Abgeben von Hausaufgaben (via Foto der Rechnung) als wirklich hilfreich, da ich schnell einen guten Überblick und gute Rückmeldungen bekomme. Auch kann ich die Bilder bei der Besprechung der Aufgaben nutzen, die Lerner müssen nicht wieder alles anschreiben, sondern können abstrahiert erläutern und ich kann häufige Fehler schnell erkennen und gezielt ansprechen. Mal sehen, wie sich das die nächsten Wochen entwickelt und ob die Abgabequote weiterhin hoch bleibt…
Nächste Baustelle: Die Nutzung des interaktiven Whiteboards, die jedoch nur ein normales Whiteboard mit speziellem Beamer sind. Hier scheinen einige bzw. die, die ich bisher genauer angeschaut habe, nicht korrekt verkabelt zu sein, sodass sich die Stiftinteraktionen nicht auf den PC übertragen lassen. Mit (ausgiebigem) Studium der Anleitung und mit Unterstützung des Twitterlehrerzimmers habe ich diese Probleme inzwischen aber auch gelöst. Dennoch funktioniert das Erstellen von Anmerkungen auf Folien und das Anschreiben von Rechnungen mit dem digitalen Stift nur mittelmäßig gut. Mit dem digitalen Stift schreibt es sich einfach nicht so gut wie mit einem Whiteboardmarker. Aber naja, besser als ständig wischen zu müssen, dann ein Whiteboard im Containerklassenraum ist echt verdammt klein, vor allem nur die obere Hälfte von allen gesehen wird.
Aber grundsätzlich wundert es mich da wiederum nicht, dass keine die Dinger wirklich nutzt. Welcher normale Lehrer schaut sich schon die Beamerverkabelung an, wenn er nicht ein klein wenig Geek ist? Ganz abgesehen davon, dass man da vermutlich genau genommen rein gar nichts selbst machen dürfte, sondern ein Ticket bei der Stadt aufmachen müsste. Aber das kann ich ja gar nicht selbst, sondern das müsste der Systembetreuer der Schule machen. Das ist alles nicht praktikabel und dauert ewig – bis so eine Lösung da wäre, bin ich vermutlich schon an meiner ersten Einsatzschule…
Hier habe ich zwei Vorstellungen, wie es laufen könnte: Entweder fix einen Techniker an der Schule, der solche Dinge direkt innerhalb eines Tages löst, oder ein Budget x, für das die Schule bzw. jede Lehrkraft selbst Technik einkaufen kann, die sie gerne im Unterricht einsetzen will. Zentral würden dann nur Elemente wie ein Beamer an der Decke, der Internetzugang und WLAN gestellt und gewartet. Zu beidem ist der Weg aber wohl noch ziemlich weit…
Ansonsten stelle ich fest, dass gerade in der Startphase der Referendarsausbildung Unterstützungsangebote für die Referendare fehlen bzw. diese nicht aktiv an die Referendare herangetragen werden. Online gibt es viel, aber konkret direkt in live vorgestellt und eingeführt wird sehr wenig bis gar nichts. Das finde ich sehr schade, da ich das Gefühl habe, dass mein Seminar z.B. da in weiten Teilen sehr aufgeschlossen ist, Tablets sind fast Standard und die Zahl der selbst angeschafften WLAN-Dongle zum kabellosen Bildschirmübertragen ist sicher schon bei zehn. Mit einer solchen Gruppe könnte man also sehr gut etwas initiieren und eine digitale Lern- und Arbeitskultur etablieren (zumindest, wenn es auch noch WLAN gäbe).
Kurzgefasst: Der Anfang war schwer, die Rahmenbedingungen sind nicht optimal. man muss (immer wieder) Überzeugungsarbeit leisten und selbst Arbeit und Zeit in Technik investieren, aber dennoch habe ich das Gefühl, dass es sich lohnt! Ich werde in jedem Fall weiter berichten…
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