Mit dem neuen Schulhalbjahr begann für mich auch der 2. Ausbildungsabschnitt im Referendariat. Dieser unterscheidet sich in Bayern sehr stark von der typischen Ref-Ausbildung in den anderen Bundesländern. Hier in Bayern verlässt man nämlich seine Seminarschule und wird an eine Einsatzschule irgendwo in Bayern versetzt – in meinem Fall an das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach.
Im Einsatzjahr unterrichtet man eigenständig und eigenverantwortlich bis zu 17 Stunden pro Wochen (in der Praxis unterrichtet fast jeder 17 Stunden, da man ja irgendwie eine ziemlich billige Lehrkraft ist). Dabei hat man in jedem Fach einen Betreuungslehrer, mit denen man insbesondere Exen und Schulaufgaben abstimmt und auf Basis deren Einschätzung die Schulleitung am Ende ein Gutachten für die Seminarschule erstellt.
Die ersten Tage in der Einsatzschule waren dementsprechend besonders spannend und aufregend: Wie ist die Schule so? Wie kommt man im Kollegium an? Wie ist die Schule ausgestattet? Wie arbeiten die Kollegen so? Wie sind die Klassen, die man übernimmt? All diese Fragen schwirrten mir durch den Kopf und wurden schnell zumindest oberflächlich beantwortet.
Mit den Klassen 6 und 7 in Mathe und zwei 9. Klassen in Physik bin ich in diesem Halbjahr, wie erwartet, eher in der Unter- und Mittelstufe unterwegs. Gefällt mir aber bisher auch sehr gut und läuft gefühlt ganz gut.
Technisch befindet sich die Schule gerade mitten in einem Umbruch, was für mich sehr spannend und interessant ist. Vertretungs- und Raumpläne digital über Untis, Noten und Schulaufgabenterminverwaltung via Infoprotal, dazu Office 365, ein (schwaches) WLAN für Lehrkräfte und in den Klassenräumen von 5 und 6 nur noch „große“ Displays anstelle von klassischen Tafeln. In den anderen Räumen hingegen Overhead anstatt festem Beamer, leider auch in den Physikräumen. Aber die nächsten Ausstattungsschritte sind schon in Planung. Für alle Lehrkräfte gibts dazu ein iPad Pro inkl. Stift, sodass jeder auch digital arbeiten kann – sehr gut und produktiv, auch wenn ich nach den ersten Erfahrungen von den Bildschirmen nicht wirklich überzeugt bin. Insgesamt einfach alles deutlich anders als in der Seminarschule – in manchen Bereichen deutlich besser, in anderen Bereichen deutlich weniger gut…
Im Kollegium wurde man total nett und freundlich aufgenommen, sowohl in Mathe als auch in Physik als auch von allen anderen. Auch mit den anderen Referendaren kam man schnell gut in Kontakt. Ich werde mich demnächst auch mal dem Lehrersport anschließen. Bis ich mich allerdings in dem verwinkelten Gebäude wirklich zurecht finde, wird es vermutlich noch etwas dauern, auch wenn ich meine Räume inzwischen selbstständig finde 😉 Positiv war auch der erste Kontakt mit dem Schulleiter, der verbunden war mit der Aufforderung neue Dinge auszuprobieren und nicht direkt beim ersten Scheitern die Flinte ins Korn zu werfen. Das motiviert und bringt einen in der Tat dazu offener nachzudenken und zu planen.
Bei der Ausstattung der Physiksammlung blutet mir allerdings ein wenig das Herz. Hier ist in den letzten Jahren wenig Geld investiert worden (abgesehen von einigen Mekruphy-Experimentierkästen) und man wartet wohl auf einen Schulneubau bzw. eine Generalsanierung im Zuge derer dann eine Neuausstattung erfolgen soll. Da heißt es dann improvisieren oder sich Material aus der Uni ausleihen, was ich glücklicherweise aufgrund meiner Vergangenheit darf. Und so habe ich mir direkt mal 5 Tablets ausgeliehen, um Videoanlyse am iPad machen zu können (lief ziemlich gut und ist gefühlt motivierender, als die Mekruphy-Kästen). Ansonsten werde ich mir einfach auch viele Dinge von den erfahrenen Kollegen abschauen, das läuft sicher problemlos.
Dazu gab es auch schon eine schulinterne Lehrerfortbildung zur Arbeit mit den iPads in Mathe und einen Tag der offenen Tür. Und kurz vor den Faschingsferien habe ich auch schon die erste Stehgreifaufgabe geschrieben, damit ich was zu korrigieren hatte in den Ferien. Mal sehen, wie das Feedback vom Betreuungslehrer ausfällt.
Kurz: Die ersten beiden Wochen waren also sehr spannend und ereignisreich. Es ist eine Herausforderung mitten im Halbjahr Klassen zu übernehmen, aber ein unterstützendes Kollegium hilft hierbei wirklich sehr und ich fühle mich gut aufgenommen und schon fast angekommen am OPG. Das merke ich insbesondere dann, wenn ich von Schülern in den Pausen gegrüßt werde 🙂