Von der letzten Schulwoche vor Allerheiligen bleibt hier noch festzuhalten, dass wir jetzt in den Physik-Fachsitzungen immer Freihandexperimente vorstellen – sehr gute und sinnvolle Aktion, denn da gibt es echt viel und die können ganz schön Eindruck hinterlassen. Weiter habe ich natürlich auch meinen ersten Stundenplan bekommen. Er ist ganz okay. Hart ist aber der Mittwoch: 1+2 Stunde und dann wieder ab 13:30 Uhr. das ist doof, vor allem da man an der Schule mangels Internetzugang mit dem eigenen Laptop auch nur begrenzt arbeiten kann. Mal sehen, ob sich da das Heimfahren lohnt oder wie sich diese Zeit sonst sinnvoll nutzen lässt. Evtl. schau ich auch einfach mal ab und zu bei Mitreferendaren rein. Ach ja, und ansonsten habe ich mir meine neuen Klassen angeschaut und angekündigt wurde ich dann auch. Manche Entscheidungen werden einem einfach abgenommen 😉
Aber nun zu den „Ferien“: Ja, ich weiß, offiziell sind es keine Ferien, sondern lediglich unterrichtsfreie Tage rund um Allerheiligen, aber trotzdem klingt gerade meine erste freie Woche im Referendariat aus. Wobei frei nicht wirklich der Wahrheit entspricht, denn der Workload in diesen Tagen war schon nicht ganz ohne.
Schließlich übernehme ich ja nach den Ferien je eine Klasse in Mathe und Physik. Hierfür mussten bzw. müssen Stoffverteilungspläne gemacht werden, was in etwa einer Grobplanung des Schuljahres entspricht. Dazu natürlich auch feinere Planungen über die einzelnen Stunden und Sequenzen, die man bis zum Halbjahr gemacht haben will. Irgendwie gut, sich darüber Gedanken zu machen und einen Plan zu entwerfen (man merkt schnell, wie voll das Schuljahr mit Stoff gepackt ist), aber irgendwie auch verrückt, weil man ja die Klassen noch gar nicht richtig kennt und da erstmal ins gemeinsame Arbeiten reinkommen muss, sodass man die Pläne ganz sicher demnächst wieder adaptieren muss. Insgesamt muss ich zugeben, dass ich hier auch noch nicht so weit bin, wie ich vielleicht sein sollte, aber den ersten unterrichtsfreien Tagen in meinem Lehrerleben musste ja auch irgendwie ein denkmal gesetzt werden, was ich gleich mit zwei Aktivitäten gemacht habe: Zum einen stand ein Treffen mit guten Freunden aus dem Studium in Gießen an. Sehr schön die Gruppe, vor der fast alle inzwischen verbeamtete Lehrkräfte sind, mal wieder zusammen zu erleben. Und zum anderen bin ich direkt von dem Treffen weiter nach Dublin gereist. Irland war bisher noch ein weißer Fleck auf meiner Reiselandkarte und jetzt habe ich zumindest einen ersten Eindruck von der grünen Insel „eingeatmet“. Der Reisezeitpunkt war ideal, denn ich durfte das Ende des Bram Stoker Festivals und Halloween in Dublin erleben. Dazu hatte ich traumhaftes Wetter, sodass auch die Klippenwanderung in Howth und der Spaziergang an der Great South Wall ein einziges Vergnügen war. Die Stadt selbst ist bunt und abwechslungsreich, aber sicher nicht unbedingt das, was man als schön bezeichnen würde. Dafür macht die allgegenwärtige Musik und die Barkultur Dublin sehr sympathisch (insbesondere auch für Alleinreisende). Ein weiteres Highlight war natürlich die Long Hall der alten Bibliothek des Trinity College – das darf man als Bücherfan einfach nicht verpassen. Ein wirklich beeindruckender Anblick, auch wenn relativ touristisch geprägt. Wobei Dublin insgesamt das Literaturherz höher schlagen lässt: Bram Stoker, James Joyce, William Butler Yeats, Oscar Wilde, Samuel Beckett – alle mit Dublin stark verbunden. Ansonsten empfehle ich ein Abendessen in der Bank in der College Street – gutes Essen in fantastischem Ambiente. Für Zwischendurch empfielt sich ein Donut, die es hier in allen möglichen Varianten gibt und für Kaffeenachschub ist bei der gefühlt unendlichen Starbucksdichte auch jederzeit gesorgt.
Zurück ging es am Donnerstagabend und am Freitag „musste“ ich dann mal wieder an der Uni vorbeischauen, schließlich bereite ich da noch eine Studie zum Physiklernen mit Videos vor, auf die ich total gespannt bin. Das erklärt vielleicht, warum mein Schulworkload noch nicht ganz abgearbeitet ist, aber morgen ist ja auch noch ein Tag 😉
P.S.: Da ich jetzt meine erste fixe Bezügemitteilung für Referendariat erhalten habe hier noch kurz die Anmerkung, dass ich die Bezüge für Referendare nicht wirklich fair finde. Nach 5 Jahren Studium 1420 Euro brutto bzw. 1332 Euro netto, wovon dann noch 100 Euro Krankenversicherung abgehen, ist zum Leben in München aus meiner Sicht zu wenig und der Qualifikation nicht angemessen. Das macht den Lehrerberuf nicht attraktiv, gerade in Physik. Nach einer Promotion an der Uni ist es noch viel unattraktiver: Bei TV-L 13 ist man in Stufe 1 schon bei 3670 Euro brutto bzw. 2130 Euro netto. Auch zahlt man hier Geld in Renten- und Arbeitslosenversicherung ein, was man im Referendariat nicht tut. Falls man später mal nicht Beamter wird, ein weiterer Nachteil. Nach 6 Jahren Uni ist der Rückschritt übrigens noch viel deutlicher. Ja, ich weiß, dass dafür der Gehaltssprung nach dem Referendariat recht groß ist, aber generell bleibt aus meiner Sicht das Problem, dass Qualifikation und Leistung im Beamtenbereich nicht unbedingt belohnt wird.
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