Korrekturzeichen

In den vergangenen beiden Wochen lag der Arbeitsschwerpunkt eindeutig im Bereich der allgemeinen und der Fachsitzungen, weniger auf dem eigentlichen Unterrichten. Irgendwie verständlich, da uns doch noch etwas „Handwerkszeug“ mit auf den Weg gegeben werden soll, bevor wir dann in zwei Wochen jeweils eine Klasse pro Fach bekommen, die wir dann fortlaufend unterrichten. Die allgemeinen Sitzungen machen teilweise durchaus Spaß, aber nicht immer ist der Praxisbezug direkt und einfach zu erkennen. Aber genau so geht es Schülern im Fachunterricht vermutlich auch oft – der Bezug zu ihrem Leben und ihren Tätigkeiten ist schwer erkennbar. Dafür sind die Fachsizungen sehr praxisnah und relevant. So haben wir hier in den lezten Wochen neben den Lehrplänen uns z.B. mit dem Korrigieren (keine einfache Aufgaben) beschäftigt. In Physik wurden Fehlvorstellungen und Modelle thematisiert, jeweils auch mit gutem Bezug zur aktuellen Literatur und Fachdidaktik – ein weiteres gutes Beispiel an dem deutlich wurde, dass die Didaktikausbildung an der Uni sehr gut mit der Ausbildung im Referendariat abgestimmt ist, auch wenn man vermeintlich oft das Gegenteil hört.
Weiter habe ich inzwischen (ca. 4 Wochen nach Dienstantritt) auch meinen Dienstaccount erhalten. Ich kann mich jetzt lokalan Rechnern in der Schule einloggen und habe eine Dienst-E-Mail-Adresse. Allerdings lagen die Zugangsdaten einfach so ohne Kommentar in meiner Ablage. In Anbetracht der Wichtigkeit der Sache, z.B. mit Blick auf DSGVO, hätte ich mir hier deutlich mehr Einführung gewünscht. Mir fällt es leicht die Dienstemail zu konfigurieren, aber nicht jeder kann aus einer Anleitung für Thunderbird, die man sich auch erst ergoogeln muss, die Konfigdaten auslesen, um z.B. Outlook nutzen zu können (vom Remote-Zugriff auf sein Homelaufwerk via WebDAV ganz zu schweigen). Auch ist die Konfig hier nicht gerade selbsterklärend, sondern man muss manuell einen Mailboxort angeben. Das musste ich bisher noch nirgends sonst. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum allgemein betrachtet meinem Eindruck nach nur ein (viel zu) kleiner Teil der Lehrkräfte Dienstadressen tatsächlich nutzt. Wäre in einem Unternehmen oder der Uni undenkbar und wäre auch für viele Lehrkräfte z.B. mit Blick auf die Lehrergesundheit und Selbstfürsorge ratsam, da man so Arbeit und Privates einfacher trennen kann und auch mal nicht erreichbar ist. Naja, ich nutze die Dienstadresse jetzt in jedem Fall, muss das aber natürlich erstmal allen anderen Mitteilen, da man ja auch bisher schon irgendwie kommunizieren musste, was natürlich über private Mailadressen lief. Definitiv ein Argument zu versuchen den Prozess der Accounterstellung schneller zu machen – idealer Weise schon direkt zum Dienstbeginn.
Entgegen meiner ersten Erwartungen funktionieren die Zugangsdaten nicht oder noch nicht bei Mebis, der zentralen bayerischen Lernplattform an Gymnasien. Hierzu ist bisher aber auch noch nicht wirklich viel gesagt worden und ich glaube, dass aktuell niemand im Seminar damit wirklich arbeitet, was ich sehr schade finde. Aber es ist ja noch früh im Referendariat, da ist noch Zeit und Raum für eine ausführliche Einführung und Schulung. Eine entsprechende Ankündigung fände ich aber nett, da man so direkt auch deutlich machen würde, dass man Wert auf die Nutzung von solchen Angeboten legt (was gefühlt auf jeden Fall zutrifft – der Wunsch digitale und zeitgemäße Angebote im Unterricht zu nutzen ist von Seiten der Schulleitung und der Seminarlehrer da, trotz der begrenzten Infrastruktur).
Pünktlich zum Wochenende gab es dann die offizielle Mitteilung, welche Klassen man nach den schulfreien Tagen um Allerheiligen übernimmt. In meinem Fall eine 11. Klasse in Mathe und eine 8. Klasse in Physik. Eine interessante Mischung, auch wenn mit Kraftwandlern nicht gerade mein Lieblingsthema dran ist in Physik. Dafür ist Differenzialrechnung in Mathe gefühlt ein schönes Thema. Die 11. Klasse wird sowieso besonders spannend, weil ich die bisher noch gar nicht kenne und ich vermutlich dort meinen ersten der drei Unterrichtsbesuche haben werde. Damit verknüpft auch ein ganzer Haufen fragen wie „Schaut man sich die Klasse vorher noch an?“, „Kündigt man den Lehrerwechsel irgendwie vor den Ferien an?“ und „Wie startet man in die erste Stunde in der neuen Klasse?“. Ich werde von meinen Antworten hierauf berichten, wenn ich sie gefunden habe 😉
Und zu guter Letzt hing am Freitag noch eine Liste mit unseren offiziellen Kürzeln an der Pinnwand – gefühlt für viele Leute im Seminar ein positives Signal und zu ersten Mal das Gefühl, wirklich Lehrer zu sein. Verrückt, welchen Wert solche Kleinigkeiten manchmal haben können.