Manchmal sind es kleine Dinge oder singuläre Zufälle/Ereignisse, die ziemlich großen Einfluss auf den weiteren Lebensweg haben. So ist es irgendwie auch bei einem Versetzungsantrag, zumindest wenn er ohne ganz konkretes Ziel auf eine relativ große Region gestellt wird. Wohin du versetzt wirst, entscheidet dann, wo du mindestens die nächsten Jahre deinen Lebensmittelpunkt haben wirst. Diese kleine Entscheidung, die irgendwo im Ministerium von irgendwem irgendwie auf undurchsichtige Art und Weise getroffen wird, verändert viel, auch wenn es natürlich für die zuständige Person nur einer von unzähligen Fällen ist.
Und diese Entscheidung ist für mich letzte Woche Freitag gefallen, denn da kamen die Ergebnisse der Versetzungsanträge raus. Leider Freitagnachmittag so spät, dass bei uns niemand mehr da war, das Ergebnis also bis Montag in einem E-Mail-Postfach lag (Liebes Ministerium, sowas kann man auch besser lösen).
Ergebnis: Ich werde versetzt nach Bad Neustadt an der Saale. Definitiv bezahlbarer als München, was den Wohnraum angeht, aber auf meiner Rangliste der Zielschulen im Antrag aus diversen Gründen nur Nr. 12 von 12. Entsprechend war ich von dem Ergebnis spontan nur mäßig begeistert.
Was folgte waren ganz viele Überlegungen, Gedankenspiele und Gespräche – insbesondere auch weil sich das Leben natürlich seit dem Antrag weitergedreht hat. Nach 1 1/2 Tagen des Nachdenkens und Beredens wurden dann die Zweifel immer größer und die anderen vielleicht längerfristig möglichen Optionen immer verlockender. Womit sich die Frage verband, ob man aus der Nummer überhaupt noch raus kommt. Also erstmal meine aktuelle Schulleitung angerufen und nachgefragt. „Ja, dass sollte eigentlich schon gehen – ich frage mal beim Zuständigen im Ministerium nach“.
Kurz: Es scheint zu gehen, man kann seinen Antrag noch zurückziehen, was ich dann auch getan habe. Ich werde also noch mindestens ein weiteres Jahr in München bleiben, was zwar wohnungstechnisch eine Herausforderung werden wird – egal ob wir hier bleiben, wo wir sind, oder uns nach einer neuen Wohnung umschauen – aber manches auch einfacher macht, da wir aktuell eine gut funktionierende Kinderbetreuung für K1 haben, Klinik, Hebamme und Kinderärztin für K2 auch fix sind und jetzt im heißen Sommer nicht kurzfristig einen Umzug organisieren müssen.
Was das alles langfristig bedeutet und welche Folgen das für den weiteren Lebensweg hat, kann ich aktuell noch gar nicht abschätzen. Ich weiß nur, dass wir jetzt vollständig neu überlegen und Optionen, die vom Tisch waren, weil sie zeitlich einfach maximal ungünstig waren, wieder auf dem Tisch sind. Irgendwie verrückt, vor allem weil wir sehr wahrscheinlich bei allen anderen 11 Orten vorher auf der Liste gegangen wären, obwohl ich meine Schule sehr mag und da definitiv keinerlei Grund habe, zu gehen. Das haben auch wieder die vielen irgendwie verrückten Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen im Laufe dieser Tage gezeigt. Man freute sich ehrlich für mich, dass ich versetzt wurde und man freute sich ehrlich, dass ich dann doch noch da bleibe.
P.S.: Im Nachhinein hätte ich Bad Neustadt einfach nicht mit auf die Liste schreiben sollen, aber nachher ist man natürlich immer schlauer. Ich hoffe zumindest, dass ich trotzdem keinem anderen die Versetzung verbaut habe, weil ich versetzt worden wäre.