Ich erstelle ja von Zeit zu Zeit immer mal wieder Videos von Experimenten aus dem Physikunterricht (ich bezeichne die Videos ungern mit den aktuell so beleibten Begriffen Lern- oder Erklärvideo, denn meine Videos erfüllen die Erwartungen, die daran eigentlich geknüpft sein müssen, nur teilweise). Ich mache das in meiner Freizeit als Privatvergnügen, werde dafür nicht bezahlt und verdiene damit keinerlei Geld. Ich mache es, wenn es gerade passt, ich Lust darauf und ein geeignetes Experiment im Kopf habe. Klar, oft steht das irgendwie in Verbindung mit LEIFIphysik, entweder weil ich da gerade ein Artikel überarbeite, einen Versuch aktualisiere und einfach nur was neu hinzufüge. Aber manchmal brauche ich einfach ein Video für meinen Unterricht oder will einfach ein Experiment ausprobieren, weil ich es noch nicht selbst durchgeführt habe. Also warum nicht direkt auch Filmen und in etwas Kontext einbetten?
Typischerweise veröffentliche ich meine Videos einfach auf YouTube unter der Standard-Lizenz. Das hat für mich den Vorteil, dass es problemlos geht, super stabil und hochverfügbar ist. Auch das Einbetten in externe Seiten kann man da einfach zulassen, sodass ich die Videos für alle meine Einsatzmöglichkeiten gut und praktisch nutzen kann. Außerdem suchen nun mal auch viele Schülerinnen und Schüler bei YouTube nach Erklärungen und Experimenten und es ist ja schon nett, wenn auch ein paar Schüler außerhalb meines eigenen Unterrichtes was von den Videos haben. Ein paar Klicks motivieren manchmal auch irgendwie. (Und ich hoffe grundsätzlich, dass meine Videos zumindest fachlich sauberer sind, als so manches andere, was da zu Hauf auf YouTube rumgeistert).
Doch natürlich bin ich mir der Datenschutz-Problematik, die damit verbunden ist, bewusst. Schließlich bietet YouTube seinen Dienst nicht aus Großzügigkeit an, sondern um damit auf die ein oder andere Art und Weise Geld zu verdienen. Allerdings dürfte man unter diesem Aspekt ja kaum noch eine Website aus der außerschulischen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler wirklich nutzen. Auch gibt es technisch relativ gute Möglichkeiten das Datensammeln von YouTube deutlich zu reduzieren (Ghostery, VPN, Tor usw.).
Doch warum ich eigentlich gerade über diesen ganzen Video-Komplex und den Umgang damit nachdenke ist eine Anfrage eines Projektes, was gerade dieses Datensammeln verhindern und einen datenschutzrechtlich völlig unproblematischen Zugriff auf unterrichtsbezogene Videos ermöglichen will. Im ersten Moment dachte ich spontan „Ja klar doch, warum nicht. Schön, wenn die Videos genutzt werden.“ Nach etwas nachdenken kamen jedoch auch einige Bedenken hoch: Was habe ich eigentlich davon, außer vermutlich unbezahlte Zusatzarbeit? Ich müsste meine Videos immer an zwei verschiedene Orte hochladen. Jede Änderung müsste an zwei Orten gemacht werden, falls ich an dem zweiten Ort überhaupt irgendwas ändern könnte. Weiter bin ich mit Blick auf die tatsächliche Nutzung eher skeptisch, auch wenn ich keinerlei belastbare Zahlen dazu habe. Aber irgendwie kenne ich aktuell praktisch keine Lehrkraft, die aus Datenschutzgründen auf YouTube-Videos verzichtet und stattdessen nur auf andere Quellen für Videos zurückgreift. Auch würde die neue Plattform kaum weiter offene Sichtbarkeit bieten, da der Zugriff entweder nur den Teilnehmern des Projektes offensteht oder einfach so fern der Lebenswelt ist, dass da niemand hinkommt – quasi auf der zweiten Seite der Google-Suchergebnisse. Praktisch würde sie dann eher sogar ein paar gut sichtbare Clicks auf YouTube reduzieren (womit ich zwar auch kein Geld verdiene, aber man schaut doch manchmal drauf). Damit ist die Kosten-Nutzen-Rechnung für mich aktuell irgendwie schwierig und nicht einfach zu beantworten, selbst wenn ich relativ viel Physik-Enthusiasmus mit in die Rechnung packe.
Klar, ich könnte auch bei YouTube einfach alle Videos unter CC-Lizenz stellen, dann kann jeder andere die Videos auch irgendwie nutzen, ohne dass ich mich um was kümmern müsste. Aber da es bei YouTube ja keine Download-Möglichkeit gibt, würde sich so das Problem des Einsatzes auf anderen Plattformen, die YouTube vermeiden wollen, nicht lösen. Grundsätzlich wäre das aber vielleicht ein positiver Schritt, auch hin in Richtung von OER. Die haben sich aber ja aktuell aus verschiedensten Gründen auch nicht richtig durchgesetzt.
Kurz: Es ist einfach kompliziert und es beschäftigt mich gerade ziemlich, weil ich echt noch keine Idee habe, wie eine gute Lösung für mich aussieht und weil da so viele verschiedene Aspekte mit hineinspielen, die auch persönliche Einstellungen und Ideale tangieren.
Erste Schritte zur Lösung: Ich schreibe hier darüber und hole mit morgen mal mehr Infos zu dem Projekt und dem damit für mich verbundenen Aufwand.
© 2024 Homepage von Stefan Richtberg
Theme by Anders Noren — Nach oben ↑